So.. Okt. 12th, 2025

Seitdem du angefangen hast, deinen Sparplan durchzuziehen hat dein Interesse an der Börse und den dort notierten Firmen dann doch zugenommen und du planst nun sogar das ein oder andere Einzelinvestment zu tätigen. Du gehörst sicherlich auch zu den guten Autofahrern und wirst dann sicherlich doch auch zu den überdurchschnittlich guten Investoren gehören, die durch ihre Einzelinvestments über die Zeit einfach eine höhere Rendite als der Markt erzielen? Was Warren Buffet und die anderen Shooting-Stars an der Börse erreicht haben kannst du auch.
Aber verdammt, wie sollst du dich denn nun entscheiden, welche Aktien von welcher Firma du nun kaufen solltest? Das Internet ist ja voll mit diversen Kennzahlen zu Firmen und du weißt gar nicht so richtig, was dir die Kennzahlen vermitteln sollen. Sie scheinen jedenfalls wichtig zu sein, sonst würden die Kennzahlen ja nicht überall vorkommen. Da gibt es die Eigenkapitalquote, die Umsatzrendite, das Kurs-Gewinnverhältnis, die Marktkapitalisierung, etc. Das ist gefühlt ein wahrer Dschungel an Kennzahlen, da braucht man eine scharfe Machete und einen guten Plan, um sich durch den Dschungel durchzukämpfen. Und das alles, weil du nun mal in Einzelaktien investieren willst. Tja, da musst du wohl durch, wer Überrenditen erzielen will, der muss halt auch mehr Einsatz bringen und nicht einfach gemütlich per Sparplan investieren. Die ersten Fahrstunden waren anfangs auch holprig aber dann hat das mit dem Selberfahren ja dann schließlich doch geklappt. Also dann mal los und wir stürzen uns in den Dschungel der Unternehmenskennzahlen…

Eine der bekanntesten Kennzahlen ist das Kurs-Gewinnverhältnis (KGV). Hierbei wird der aktuelle Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie in einer Periode geteilt. Hört sich erstmal schwierig an, aber lässt sich dann doch einfach berechnen. Nehmen wir an der Aktienkurs der Firma „A“ liegt heute bei 10 Euro und der Gewinn der Firma pro Aktie lag bei 2 Euro im letzten Jahr. Dann ergibt sich das KGV als: $$ KGV = \frac{10~Euro}{\frac{2 ~Euro}{1~Jahr}}=\frac{10~Euro \times 1~Jahr}{2~Euro}=\frac{10~Jahre}{2}=5~Jahre $$

Wie kannst du die Kennzahl KGV denn nun interpretieren? Der Preis der Aktie liegt bei 10 Euro und der Gewinn pro Aktie liegt bei 2 Euro im Jahr. Wie bei der Berechnung gezeigt, kürzen sich die Euros raus und nur die Periode Jahr bleibt stehen. Was du in diversen Lehrbüchern als Interpretation lesen wirst ist: Sollte das Geschäft der Firma so weiterlaufen wie im letzten Jahr, dann wird die Firma 5 Jahren brauchen, um deinen Kaufpreis i.H.v. 10 Euro zu verdienen.

Mir persönlich ist die obige Interpretation jedoch nicht eingängig genug. Vielmehr nehme ich den Kehrwert vom KGV und erhalte das Gewinn-Kursverhältnis (GKV). Die Formel ist die gleiche wie oben, nur umgekehrt geschrieben als:$$ GKV = \frac{\frac{2 ~Euro}{1~Jahr}}{10~Euro}=…=\frac{1}{5~Jahre}=\frac{0,2}{1~Jahr} $$ Hier kommt am Ende der Bruch 0,2 geteilt durch 1 Jahr raus. Warum ist diese Sichtweise besser? Die Zahl 0,2 gibt dir Auskunft über deine zu erwartende Rendite deines Kaufs der Aktie. Du kannst ein Aktie der Firma ja für 10 Euro kaufen. Du investierst also 10 Euro und tauschst damit diese in einen Zahlungsstrom ein. Sofern das Geschäftsmodel der Firma weiter so funktioniert wie bisher, dann wird die Firma pro Aktie künftig 2 Euro pro Aktie verdienen. Im Verhältnis zu deinem Kaufpreis erhältst du also eine Rendite von 20% auf dein Investment.

Was bringt dir nun diese Info? Na klar, du kannst die Info jetzt verwenden, um darauf aufbauend anzufangen die Angebote an der Börse oder von deiner Bank zu vergleichen. Nehmen wir an, deine Bank bietet dir eine risikofreie Verzinsung von 4% pro Jahr. Das liegt deutlich unter den 20% pro Jahr, die du durch dein Aktieninvestment in „A“ verdienen würdest. Oder du siehst eine Konkurrenzunternehmen „B“, aus der gleichen Branche, wo die Aktie nur 8 Euro kostest aber den gleichen Gewinn von 2 Euro pro Aktie im Jahr macht – hier würde deine Rendite sogar bei 25% liegen.
Jedenfalls siehst du worauf das hinausläuft, durch diese einfachen Berechnungen fängst du an nachzudenken und stellst fest, welche Optionen dir zur Verfügung stehen. Aber warum gibt es die Aktie von „B“ etwas günstiger als die Aktie von „A“? Dafür wird es vermutlich seine Gründe geben und du kannst dich dann gerne auf die Suche danach machen… Du siehst, dass du beim Berechnen des GKV einen negativen Wert rausbekommst? – Dann macht die Firma Verluste. Woran liegt das wohl, hmm, das werde ich mir mal ansehen…
Obwohl wir die Kennzahlentür nur einen kleinen Spalt geöffnet haben, siehst du was für eine Informations- und Frageflut losgetreten wurde. Und dann geht es ans Auswerten, Analysieren und bewusstem Entscheiden für die ein oder andere Firma.
Die Profis machen so eine Firmenanalyse noch etwas komplizierter. Sie kombinieren in der Regel mehrere Kennzahlen, natürlich mit unterschiedlichen Gewichtungen – wäre sonst auch zu einfach. Auch nutzten sie die Schwarmintelligenz der Kollegen und verwenden natürlich schon seit Jahrzehnten Computer und KI-Lösungen, um die Firmen mittels diverser Unternehmenskennzahlen zu analysieren und um attraktive Investmentmöglichkeiten zu finden.

Eventuell wirst du ein besserer Autofahrer, als so ein Finanzexperte, sein. Aber hinsichtlich deiner Fähigkeiten den Finanzexperten in seinem Gebiet zu schlagen wird das schon eine Herausforderung.
Wie du gesehen hast, ist der Dschungel der Unternehmenskennzahlen dicht, sehr dicht. Allein mit der Kennzahl GKV kannst du schon diverse Szenarien durchspielen und analysieren und sie bildet sozusagen schon einen Dschungel für sich.
Ich hoffe jedenfalls, dass dir dein neues Verständnis vom Gewinn-Kursverhältnis auf deinem Weg zur persönlichen finanziellen Freiheit bei deinen Investments in Einzelaktien weiterhelfen wird. Bleib weiter stark und tu was für dich und deine persönliche finanzielle Freiheit – und natürlich bist du ein überdurchschnittlich guter Autofahrer. Weiterhin gute Sparplan- oder auch bei deiner Einzelaktienfahrt!

Von Sebastian

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